Unter dem Stichwort ›Medialität‹ hat sich in den kulturwissenschaftlichen Disziplinen die Aufmerksamkeit auf die wirklichkeitsbildende Rolle von Medien gerichtet: auf Medien als bedeutungsbildende Gefüge, die Handlung und Wahrnehmung gleichermaßen bedingen wie ermöglichen. Medien kamen im Zuge dessen in ihrer Materialität, ihrer Medienspezifik wie in ihrer Einbindung in multimediale Ensembles in den Blick.
Im Zentrum des Forschungsprojektes steht die Frage nach der Dynamik des Intermedialen, die durch Differenz, Kombination und Synthese verschiedener Medien in einem Handlungszusammenhang entsteht: im Medienwechsel vom Einen zum Anderen, im Miteinander des Einen mit dem Anderen, oder in medialen Hybridisierungsformen des Einen im Anderen.
Gefragt werden kann so etwa, ob und wie ein Medium sich in ein anderes ›einschreibt‹, wie zwei Medien sich im Bezug aufeinander ergänzen, unterlaufen oder in Frage stellen, ob die Ausdrucksmöglichkeiten eines Mediums in ein anderes übersetzbar sind und ob sich durch Kombination oder Integration eines Mediums mit einem anderen bzw. in ein anderes seine Artikulationskraft verändert.
Unter einer historischen Perspektive können insbesondere Umbruchzeiten in den Blick genommen werden, in denen die Entstehung neuer Medien zur Veränderung bzw. zur Ablösung alter Medien führt, und so Grenzen und Möglichkeiten von Medien untersucht werden.
Mit der ethnographischen Perspektive auf kulturelle Praktiken ist nicht nur das Zusammenspiel und Zusammenwirken von Medien im Alltag von Interesse; insbesondere auch die Frage nach den Ermächtigungsmöglichkeiten, die das Mediale eröffnet, wird relevant.
Richtet sich der Blick im Spannungsfeld der Verwendung verschiedener Medien auf Phänomene der Anpassung, Verwandlung und Neuinterpretation des Einen durch das Andere, wirft dies nicht nur Fragen nach der bedeutungs- und deutungsbildenden Rolle von Medien sowie nach Autorisierungsstrategien mit Hilfe bestimmter Medien und der ihnen zugesprochenen Wertigkeit auf, sondern auch die grundsätzlichere Frage nach dem, was es ist, das ein Medium zum Medium macht.
Das Projekt lief seit dem 1. Januar 2010. Es wurde mit einer Tagung am 29. und 30.4.2011 im Warburg-Haus, Hamburg, sowie einer gemeinsamen Publikation abgeschlossen.
Iris Höger
Bilderhandschriften in der Frühzeit des Drucks –
Margarethe von Savoyen und die »Werkstatt des Ludwig Henfflin«
Christine Oldörp
Verdauerung, Verschriftlichung, Verfestigung und Verselbstständigung:
Mündliches Sprechen im Spannungsfeld von Mündlichkeit und Schriftlichkeit
Hanna Wimmer
Pictura, figura und Text im Breviculum des Thomas Le Myésier
Iris Höger, Christine Oldörp, Hanna Wimmer (Hg.):
Mediale Wechselwirkungen.
Adaptionen | Transformationen | Reinterpretationen
Berlin, Hamburg: Dietrich Reimer Verlag 2013
Schriftenreihe der Isa Lohmann-Siems Stiftung, 6
272 S. m. 7 Farb- u. 43 s-w-Abb., 17 x 24 cm, gebunden