Auch heutzutage spielen Weg- und Landmarken in der Wegefindung noch eine große Rolle, denn während moderne Navigationssysteme zwar fast ausschließlich mit Distanz- und Richtungsangaben arbeiten, orientiert sich der Mensch nachweislich immer noch an herausstechenden Landmarken, wie z.B. Kirchen, Ratshäuser, Türme etc., ist es doch einfacher, der Anweisung »Bei der Petruskirche links abbiegen« zu folgen, als zu Fuß »in 500 Metern links abbiegen« richtig einzuschätzen. Umso entscheidender müssen solche Orientierungspunkte in der Zeit vor moderner Technik gewesen sein. Hinzu kommt, dass selbst im gut ausgebauten römischen Streckennetz Straßen, Wege und Routen z.B. nicht zwingend durchgehend gepflastert sein mussten. Um von A nach B zu gelangen konnten sich Reisende also nicht lediglich auf die Verfolgung einer gepflasterten Straße beschränken. Zudem würde auch eine solche kaum zur Orientierung in der Landschaft ausreichen.
Wie orientierte man sich also auf römischen Straßen? Woher wusste man, wo und auf welcher Straße man sich befand?
Das Teilprojekt geht diesen Fragen nach und beschäftigt sich mit Wegmarkierungen und Orientierungspunkten in der römischen Antike am konkreten Beispiel der Via Salaria in Italien. Die Via Salaria war eine römische Konsularstraße, die von Rom aus über die Abruzzen bis an die Adria führte. Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich dabei um eine alte Salzhandelsroute, deren Wegführung zurück auf die Sabiner und bis in vorrömische Zeit geht.
Das wohl bekannteste Beispiel einer Wegmarkierung in der Antike sind die römischen Meilensteine – miliaria – die zu tausenden überliefert sind. Diese stammen aber zum größten Teil aus der römischen Kaiserzeit und decken andere Epochen kaum oder nur mangelhaft ab. Zudem konnten sie keinesfalls die einzigen Wegmarkierungen und Orientierungspunkte auf römischen Straßen gewesen sein.
Zunächst wird daher der Definition der Begriffe Wegmarke, bzw. Landmarke vor einem kognitionswissenschaftlichen Hintergrund nachgegangen, um diese dann in den archäologischen Kontext der Via Salaria einzubetten. Das Projekt verfolgt dann das Ziel, die herausgearbeiteten Weg- und Landmarken in verschieden Kategorien zu unterteilen und diese in ihrer Relevanz für die Orientierung auf einer römischen Straße zu bewerten.
Das auf der Insel Naoshima im japanischen Binnenmeer gelegene Chichu Art Museum, 2004, von Tadao Ando, ist von Tokyo aus per Flugzeug oder Zug sowie Fähre und Bus in etwa fünf Stunden zu erreichen. Nicht nur die Distanz zum urbanen Raum ist signifikant für dieses Kunstmuseum, sondern auch die Weg–Sequenz im Innenraum, die an die Stelle einer für den Gebäudetypus bekannten Folge von Ausstellungsräumen tritt. Gleich einzelner Stationen entlang des Weges positioniert Tadao Ando die Ausstellungsräume im Chichu Art Museum – für Kunstwerke von Claude Monet, James Turrell und Walter De Maria. Die zum Museum zurückzulegende Strecke sowie der durch die architektonische Gestalt angelegte Weg innerhalb des Museums prägen dessen Besuch wesentlich.
Der Fokus der Betrachtung des Chichu Art Museum liegt auf der Strecke und Gestalt des Weges. Untersucht wird, ob dieser – im Kontext des Museumsbesuchs – eine ritualisierende Funktion innehat. Hierbei interessiert insbesondere die Frage, inwiefern Tadao Andos Inszenierung des Weges den Museumsbau in Bezug zu Strukturen sakraler Architektur setzt.
In der Praxis verschiedener Wohltätigkeits- und Hilfsorganisationen spielen neben Geldspenden auch textile Sachspenden eine wichtige Rolle. Diese organisierten Altkleidersammlungen sind zum einen die materielle Basis, um eine direkte Nothilfe in internationalen Krisen- und Katastrophengebieten zu ermöglichen. Zum anderen werden mit diesen gesammelten gebrauchten Bekleidungsstücken auch Spendenausgaben und Kleiderkammern für einkommensschwache Bevölkerungsschichten und Obdachlose in Deutschland gefüllt. Seit Mitte 2015 bildet sich über das Sammeln von Altkleidern auch die Fürsorge für Flüchtlinge ab. Welche Wege die in anonymen Containern, von Kirchengemeinden oder in sozialen Einrichtungen gesammelte Garderobe nimmt, bleibt dabei jedoch weitgehend intransparent. Es ist für die Spendenden nicht immer offensichtlich und nachvollziehbar, ob, wann und wie die Kleiderspende zum humanitären Hilfsgut oder auch zur Secondhandware wird, wie sich also die Sachspende möglicherweise zur Geldspende wandelt.
Das kulturanthropologisch-ethnografische Forschungsprojekt widmet sich den Wegen und Routen, die Altkleiderspenden als humanitäres Hilfsgut nehmen, und fragt nach Interessen und Logiken, die das Sammeln, Transportieren und Sortieren dieser Dinge rahmen und begründen. Es skizziert die Infrastrukturen, die in der Praxis von verschiedenen Institutionen aufgebaut und genutzt werden, und erörtert dabei, welche Bedeutung gerade auch den Verkehrs- und Kommunikationswegen im Rahmen des humanitären Engagements dieser Institutionen zukommt. Exemplarisch werden dabei die Wege von Altkleidersammlungen in den Blick genommen, die in kirchlichem Kontext gespendet und gesammelt wurden. Zu diesem Zweck wird die Arbeit einer kirchennahen Stiftung mit ethnografischen Methoden erforscht.
Insbesondere fokussiert das Projekt den Bereich der Logistik, also den Transport, die Lagerung und die Verteilung von textilen Spenden. Deren Betrachtung gibt konkrete Einblicke in Versorgungswege und auch Verwertungslogiken, die im Zusammenhang mit dem globalen kommerziellen Handel mit Altkleidern schon seit längerer Zeit immer wieder kontrovers, d.h. auch mit explizitem Bezug auf moralische Werte und ethisches Handeln diskutiert werden. Im Rahmen des Forschungsprojektes gilt daher die besondere Aufmerksamkeit der Zuschreibung von christlichen Werten und Normen und der Frage, wie diese entlang der Verkehrsrouten von den Akteuren verhandelt, symbolisch repräsentiert und nicht zuletzt auf dem Weg der Altkleiderspenden mittransportiert werden. Das Projekt geht daher auch der Frage nach der ethischen Rahmung des humanitären Helfens nach, die gerade im Bereich der textilen Sachspende im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsdiskursen virulent wird.