Isa Lohmann-Siems Stiftung

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Vergangene Projekte

Projekt 2014/15

Klang – Kontakte - TEILPROJEKTE -

Klänge und Emotionen – Dinge im Spannungsfeld von klanglicher Datenvermittlung und Emotionalisierung

Anna Symanczyk

Klang kommuniziert – nicht nur im gesprochenen Wort, sondern auch auf anderen, weit subtileren Ebenen. Dabei spielen die Gegenstände des Alltags eine große Rolle. Funktionale Klänge – in Klangsignale übertragene Daten – bilden dabei einen großen Bereich der Verständigung von Menschen untereinander sowie der Kommunikation von Dingen und Menschen mit Hilfe von Klängen. Doch müssen die Klänge dabei nicht immer eine warnende oder informationsvermittelnde Signalfunktion haben oder überhaupt funktional sein, ganz im Gegenteil wird viel über ein Ding oder ein Produkt mittels seiner Klänge vermittelt, ohne dass eine direkt zu entschlüsselnde Information deutlich wird. Über die Klänge der Dinge wird eine Kontaktaufnahme zu den NutzerInnen hergestellt: durch Personalisierung, Emotionalisierung und dem Eindruck von Vertrauen und Beständigkeit werden Dinge in den Alltag integriert. Um diese Form der Klang-Kommunikation zu untersuchen, möchte sich dieses Teilprojekt des diesjährigen Forschungsprojektes »Klang – Kontakte« der Frage nach den Klängen der Dinge des Alltags widmen, die sich der direkten klanglichen Ansprache entziehen und stattdessen über Geräusche versuchen, eine auf Emotionen und Empfindungen basierte Vermittlung über ein Ding zu erreichen.

Die Signifikanz von Klang. Überlegungen zu Klang und Stimme in Bildern

Daniela Wagner

Sollen Klänge und die mit ihnen verknüpften Vorstellungen als bildliche Darstellung erscheinen, erweist sich das Medium Bild als mangelhaft: Es ist stumm. Dem ›Schweigen‹ des Bildes werden zur Darstellung von Sprache im mittelalterlichen Bild Schriftbänder, Inschriften oder gestische Signale entgegengesetzt. So kann zumindest auf das Sprechen verwiesen werden. Dass eine Stimme allerdings sehr viel mehr zu leisten vermag, als Sprache zu transportieren, war bereits der mittelalterlichen Musiktheorie bekannt. Sie schreibt der Stimme gar eine ikonische Fähigkeit zu, das heißt, ihre Ausdrucksfähigkeit und ihr Klang können bildhafte Vorstellungen erzeugen: Schreie, musikalische Töne, Sprache sind dabei nur Beispiele, denen eine kulturell geprägte Signifikanz innewohnt. An diese Feststellung will das Projekt anknüpfen und die Ikonizität des stimmlichen Klangs im Bild untersuchen. Da die Stimme in (spät-)mittelalterlichen Bildern nur selten dargestellt wird, ist es umso auffälliger, wenn Münder geöffnet sind, wenn aus ihnen Schriftbänder oder Strahlen hervortreten. Entsprechende Darstellungen sollen im Projekt genauer betrachtet werden. Dabei wird zum einen gefragt, wie stimmliche Klänge bildlich dargestellt werden und in welchen Kontexten dies geschieht. Zum anderen soll hiervon ausgehend untersucht werden, welche Bedeutungen durch das ikonische Potential der Stimme vermittelt werden können.

Kultur des Klanges: die Musikgeschichte St. Michelsbergs

Miriam Wendling

Wie erschließt man ein musikalisches Repertoire mit einer mehrmals unterbrochenen oder auch endgültig abgeschlossenen Überlieferungstradition? Kann man herausfinden wie Musik vor neun Jahrhunderten an einem bestimmten Ort geklungen hat? Wagt man es überhaupt zu fragen, wie die Musik geklungen hat? Vor solchen Fragen stehen WissenschaftlerInnen, die sich mit der Musik des Mittelalters beschäftigen.

Mittelalterliche Musiktheoretiker standen vor einem Problem, dass irreguläre Melodien außerhalb der durch die Musiktheorie gesetzten Grenzen wanderten. Diese müssten – so die Meinung einiger Theoretiker – wieder in ihre korrekten Modi eingereiht werden. Wie aber genau dies umgesetzt werden und wie das Endergebnis klingen sollte, darin waren die Theoretiker sich nicht einig. Liturgische Gesänge waren zudem geographisch nicht immer einheitlich – Abweichungen hingegen kamen sogar häufig vor.

Aus dem Kloster St. Michelsberg in Bamberg sind mehrere liturgische Handschriften und Handschriftenfragmente sowie Musiktheorietraktate überliefert. Diese verweisen auf eine Musikkultur mit einem besonderen Interesse an Musiktheorie. Diese handschriftlichen Zeugen erlauben den Versuch meines Forschungsprojektes die auf dem Michelsberg bevorzugten musikalischen Klänge herauszuarbeiten.

Die Aufzeichnungen der Mönche auf dem Michelsberg überliefern mehrere Texte, die den Sängern helfen sollten, die bekannten gregorianischen Melodien korrekt auszuführen. Die Mönche wählten dafür ein textliches Medium, um die Klangkultur auf dem Michelsberg auszudrücken. Obwohl wir heute nur noch diese schriftliche Aussage haben, können wir trotzdem die Ideen erneut zum erklingen bringen.