PROJEKT 2013/14 – Verrückt, Verrutscht, Versetzt – TEILPROJEKTE

Versetzte Heilige.
Die Beweiskraft von Architektur und ihren Bildwerken im Rahmen mittelalterlicher Reliquienverehrung am Beispiel des Jakobsweges

Jeannet Hommers

Die Reliquienverehrung war immer schon das Produkt eines Verschiebungsprozesses: So sind Reliquien ihrer lateinischen Wortherkunft nach »Zurückgebliebenes«, also irdische leibliche Überreste eines Heiligen, dessen Seele sich bereits an einem anderen Ort befindet. Auch die Überführung von Reliquien, die Translation, bildete – bis auf wenige Ausnahmen – gewissermaßen die notwendige Grundvoraussetzung, um Reliquien an anderen Orten verehren zu können.

Im Zentrum des Teilprojektes steht die Reliquientranslation, die entweder von einer Kirche zur anderen erfolgen konnte oder aber auch innerhalb eines Kirchenbaus, wenn etwa die Reliquien von der Krypta in den Altarraum transferiert wurden. Ausgehend von den romanischen Kirchen entlang des Jakobsweges, wird die Frage untersucht, welchen Beitrag die Architektur und ihre Bildwerke leisten, um die Reliquien an dem jeweiligen (neuen) Ort zu legitimieren, zu etablieren und auch auf lange Zeit zu bestätigen. Weniger als die rituell-liturgischen Vorgänge, stehen damit vor allem die Strategien der Auftraggeber und die (mögliche) Neuinszenierung der versetzten Reliquien im Vordergrund. Welche visuelle Beweiskraft kann der Architektur und ihren Bildwerken zugesprochen werden? Wie wird die Präsenz des Heiligen vermittelt und die Authentizität des Ortes bestärkt? Welche Gründe sind es, dass Heilige auch innerhalb des Kirchenbaus den Ort wechseln und spiegelt sich dies auch in einer Neuinszenierung der Reliquien wider?