
PROJEKT 2018/19
InBetween.
Formen und Deutungen des Dazwischen im Raum
Der Mensch lebt in Räumen – von den Höhlen der Steinzeit über gebaute Architekturen bis hin zu digitalen Welten der Gegenwart. Räume haben nicht nur materielle Qualität, sondern sind auch Orte und Ausdruck menschlicher Interaktion.1 Der Raum, der den Menschen umgibt, wird von ihm wahrgenommen und gestaltet: Räume sind Ausdruck sozialen und kulturellen Wandels, den sie gleichzeitig befördern wie bezeugen. Hierbei entstehen Zustände eines Dazwischen-Seins, die sich in den materiellen, körperlichen oder sozialen Architekturen des Raumes manifestieren. Das diesjährige Projekt der Isa Lohmann-Siems Stiftung möchte sich diesem ›InBetween‹ widmen.
Wichtige Grundsteine für die Auseinandersetzung mit der Vorstellung eines Dazwischen finden sich in den Arbeiten des Kulturanthropologen Victor Turner unter dem Begriff der Liminalität: »Liminal entities are neither here nor there; they are betwixt and between the positions assigned and arrayed by law, custom, convention, and ceremonial«.2 Davon ausgehend erschließt sich die Frage nach der Beschaffenheit des Dazwischen stets aus dem Verständnis einer Differenz. Das Projekt nähert sich dieser Differenz und damit dem Moment der Unbestimmtheit aus einer kunst- und kulturwissenschaftlichen Perspektive und untersucht, auf welch vielfältige Weisen Räume durch die Formen und Deutungen eines Dazwischen konstituiert werden. Architektonische Übergänge wie etwa Türen oder Portale markieren mehr als nur eine Grenze zwischen Innen und Außen, Hier und Dort. Der Zwischenraum der Schwelle (limen) verbindet und ist durchlässig zwischen zwei Räumen.3 Er lässt in einen anderen Raum eintreten – und verändert auch die durchschreitende Person selbst. Zudem schlagen sich gesellschaftliche Zustände des ›InBetween‹ in neuen Architekturen nieder: So lassen sich beispielsweise Gentrifizierungsprozesse in der physisch-architektonischen Gestaltung des Stadtraums beobachten. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung vieler Lebensbereiche handelt und bewegt der Mensch sich zudem vermehrt in virtuellen Räumen. Während der Körper noch an den realen Raum gebunden bleibt, eröffnet das Digitale neue gedankliche Räume – das Individuum befindet sich im permanenten Übergang des Dazwischen.
Im Rahmen von drei Teilprojekten wird die Verräumlichung des ›InBetween‹ im gemalten, im digitalen und im urbanen Raum im Hinblick auf die jeweiligen Formen, Körper und Praktiken analysiert. Isabella Augart betrachtet den Übergang »Zwischen Natur und Architektur. Stein und Raum in der italienischen Renaissancemalerei«. Sophia Kunze beschäftigt sich mit dem Ort des Übergangs »Zwischen den Welten – Illusion, Realität und das Dazwischen im Video Game«. Teresa Stumpf widmet sich in ihrem Beitrag dem Moment »Zwischen Wachstum und Niedergang – Stadtquartiere im Umbruch.«
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1 Zu Themen und Perspektiven von Raum und Verräumlichung vgl. Günzel 2010, S. 203.
2 Turner 1964/1967, S. 95.
3 Zur Terminologie und Theoriebildung der Schwelle und Liminalität vgl. Bawden 2014, S. 11, S. 20-32.
Termin der Tagung:
8./9. Februar 2019
Warburg-Haus,
Heilwigstraße 116,
20249 Hamburg
Teilprojekte (Arbeitstitel):
»Zwischen Natur und Architektur. Stein und Raum in der italienischen Renaissancemalerei«
Isabella Augart
»Zwischen den Welten – Illusion, Realität und das Dazwischen im Video Game«
Sophia Kunze
»Zwischen Wachstum und Niedergang – Stadtquartiere im Umbruch«
Teresa Stumpf
Kontakt:
Forschungsprojekt »InBetween«
der Isa Lohmann-Siems Stiftung 2018/19
c/o Kunstgeschichtliches Seminar
Universität Hamburg
Edmund-Siemers-Allee 1
20146 Hamburg