Großstädtischer Unrat und Schmutz am Boden waren verbreitete Motive in Fotografien der 1920er Jahre. Prominent rückten damit Materialien ins Bild, die seit dem 19. Jahrhundert Gegenstand umfangreicher Diskussionen um städtische Hygiene waren. Denn gerade in Großstädten drohte wegen des Drecks von Markthallen und Straßen, der sich störend auf Oberflächen absetzte und sich in Form von Staub in kürzester Zeit nahezu überall ausbreiten konnte, ubiquitäre Verunreinigung.
Das Forschungsprojekt widmet sich Störungen in Form von Schmutz und untersucht die künstlerische Auseinandersetzung mit städtischem Unrat in Fotografien. Dabei soll gefragt werden, in welchem Verhältnis Fotografien von Schmutz zu einer in den 1920er Jahren verbreiteten visuellen Hygiene stehen, die mit Glanzeffekten, Polituren und glatten Oberflächen wie Stahl, Glas oder Linoleum in Kunst und Alltag Einzug gehalten hat.
Mit der Einführung rechnergestützter Techniken der Datenverarbeitung in Verwaltungen und Unternehmen entstehen in den 1960er Jahren nicht nur neue Verfahren und Formen der Speicherung, Verarbeitung und Distribution von Daten, sondern es bilden sich zudem neue Muster der Organisation, Nutzung und Bearbeitung von Datenbeständen aus, die zum Gegenstand gesellschaftlich und gesellschaftswissenschaftlich geführter Kontroversen werden: Insbesondere der Aufbau großer Datensammlungen, politische Sammlungsbestrebungen oder auch neue technische Identifizierungstechniken werden gegen Ende der 1960er Jahre in medialen Berichten und auch wissenschaftlichen Schriften verstärkt als Symptome politischer Überwachung und Kontrolle der Gesellschaft diskutiert.
Ausgehend von dem Bedrohungspotential, das über diese Verdatungstechniken und -prozesse verhandelt wurde, soll in dem Forschungsprojekt aus volkskundlich-kulturwissenschaftlicher Perspektive untersucht werden, welche normativen Bedeutungen und Vorstellungen sich über Daten (von Personen), ihre materielle Präsenz und die Formen ihrer Nutzung entwickeln. Neben medialen Berichten und populärwissenschaftlich ausgerichteten Sachbüchern bilden vorwiegend rechts- und sozialwissenschaftliche Schriften und Studien aus den 1960er und frühen 1970er Jahren die empirische Grundlage der Untersuchung.