Seit »Growian« (Große Windkraftanlage) 1983 an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste errichtet wurde, ist der Windenergie ökonomisch eine beachtliche Erfolgsgeschichte beschieden gewesen. Begleitet wurde diese von umfangreichen Auseinandersetzungen, die auf die Diskurse Energiepolitik, Ökologie, Vorstellungen einer »natürlichen« Landschaft und Landschaftsgestaltung, Wirtschaftspolitik und Globalisierung Bezug nahmen. Irritierend und beunruhigend waren und sind Windräder nicht zuletzt deshalb, weil sie beides sind: ökologisch sinnvoll als wichtiger Bestandteil erneuerbarer Energien und ökologisch problematisch als massiver Eingriff in gewohnte Vorstellungen einer natürlichen Landschaft und Sinnbild einer technisiert-industrialisierten Landschaft.
Aus Sicht der Alltagskulturwissenschaft Volkskunde bzw. der Kulturwissenschaftlichen Technikforschung soll am Phänomen der Windenergie interessieren, wie die Einbettung in den Alltag ausgestaltet wird und wie sich die Auseinandersetzung und die diskursive Verhandlung von (technischen) Dingwelten aufzeigen lässt.
Als zentraler Zugang soll vor allem die kommunikative Seite dieser Verarbeitung in den Blick genommen werden, die Frage wie alltagssprachlich Bedeutungen und Konflikte verhandelt werden, wie sich diskursives Wissen und Erfahrungswissen ausformen, darstellen und beeinflussen. Empirische Grundlage hierfür bilden Feldforschungsaufenthalte in der Region Eiderstedt, die sowohl von Seiten einer intensiven Nutzung der Windenergie als auch aufgrund der großen Bedeutung des Tourismus besonders betroffen ist.
Die Kunsthistorikerin Katharina Ferus untersucht den künstlerischen Umgang mit Masken am Beispiel der deutschen Stilllebenmalerei der 20er und 30er Jahre.
Nach den existentiellen Erschütterungen des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts bot die Gattung des Stilllebens für viele Künstler die Möglichkeit zu einer ›sachlichen‹ Bestandsaufnahme. Ihre Bilder machen jedoch deutlich, dass auch das Reich der Dinge von den Umbrüchen und Ambivalenzen der Moderne nicht verschont geblieben war. So wirkt in den Stillleben der neusachlichen Malerei das Nahe unantastbar, Fernes wird überdeutlich, Weiches erscheint hart und starr, Alltägliches unheimlich. Hinzu kommt ein ironisches Spiel mit verschiedenen Realitätsebenen: Bilder im Bild, Spiegel und Fensterausblicke irritieren den Blick und verweisen letztlich auf die Grundfrage von Schein und Sein. Dieses für die Gattung des Stilllebens insgesamt zentrale Thema erhält nun, gerade vor dem Hintergrund der Weltkriegserfahrungen, eine neue Dimension: Nicht mehr kunstimmanente Fragen von simulatio und dissimulatio (17. Jh.) oder die Autonomie bildnerischer Mittel (19./20. Jh.) stehen im Focus der künstlerischen Aufmerksamkeit, sondern das Verhältnis zwischen (lebendigem) Subjekt und (totem) Objekt ist auf neue Weise zum Problem geworden.
In diesem Zusammenhang kommt dem Masken-Stillleben eine Schlüsselfunktion zu. Zwar ist die Maske hier als ein vom Maskenträger abgelöstes Ding dargestellt, doch holt sie andererseits als ein (wie auch immer verfremdetes) Abbild das menschliche Gesicht in den Stillleben-Zusammenhang ein. Ganz konkret stellt sich damit die Frage nach Lebendigkeit und Tod, denn oftmals wirken die Masken-Gesichter im Stillleben lebendiger als ihre Pendants im neusachlichen Porträt. Das Motiv der Maske bildet insofern eine Schnittstelle zwischen dem menschlichen Körper und der Welt der Dinge, zwischen Lebendigem und Totem, zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit. Als solches gibt es im Stillleben Auskunft über die Identitätskrisen der Zwischenkriegszeit: die im Krieg erfahrene Gefährdung körperlicher und seelischer Integrität (Kanoldt, Kokoschka, Dix, Beckmann), die mit der Emanzipationsbewegung einhergehende Neudefinition der Geschlechterrollen (Dix, Höch, Wacker) und schließlich das mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten notwendig gewordene Verbergen von verfemter Identität (Nussbaum).
All diesen durch das Motiv der Maske berührten Themenkomplexen ist gemeinsam die Frage nach Authentizität: Ist das Leben nichts als ein bewegtes Rollenspiel mit wechselnden Kostümen? Sind die Masken als Dinge ›realer‹ und greifbarer als diejenigen, die sich hinter ihnen verbergen könnten: die ›verdinglichten‹ Menschen der modernen Massengesellschaft? Und schließlich: Sind die Dinge noch die Dinge, oder sind sie zu Requisiten in einem Welttheater geworden, dessen Dramaturgie den KünstlerInnen als zutiefst beunruhigend erschien?
Das Projekt untersucht Strategien künstlerischer Aneignung alltäglicher Objekte, also die diskursiven Kräfte, welche Dinge zu Kunstwerken machen. Die meisten Dinge, die in der Kunst des 20. Jahrhunderts auftauchten – seien es Fahrräder, Kleiderbügel oder Badekappen – zirkulieren nicht nur in einem ästhetischen Bereich, sondern auch im Alltag und sind, durch unterschiedliche Gebrauchsformen in sozialen, politischen oder wirtschaftlichen Zusammenhängen definiert. Das Kunstsystem inszeniert mit den banalen Objekten die Bedingungen und Geheimnisse der modernen Kunst: die Verdoppelungen, Überlagerungen und Resonanzen, die sich einem Gegenstand anlagern, sobald er zu einem Kunstwerk wird. Dabei erfahren die Gegenstände meist eine Mystifizierung als bedeutungsvoller Rest eines künstlerischen Schaffensprozesses oder gelten als Stellvertreter einer übergeordneten Idee. In diesem Vorhaben steht demgegenüber der konkrete Gebrauch von Dingen im Zentrum, also nicht eine mit Magie oder Bedeutung aufgeladene Objektkunst – die zwangsläufig stellvertretend operiert –, sondern die Beobachtung von Dingen als eigenständig handelnden Akteuren. Die Hauptaufmerksamkeit gilt vor allem einer Widerständigkeit, welche aus einem Eigensinn der Dinge erwächst. Dabei sollen zeitgenössische Vorstellungen verhandelt werden, welche das traditionelle Konzept einer Beseelung der Dinge abgelöst haben. Beispiele werden sowohl in der bildenden Kunst auch im Film gesucht, insbesondere im so genannten Slapstick, der den Aufstand der Dinge schon seit den Anfängen des Kinos immer wieder inszenierte. Es wird in diesem Projekt also an Beispielen des 20. Jahrhunderts untersucht, ob und wie ein künstlerisch forcierter Aufstand der Dinge Aufschluss geben kann über das Verhältnis von Kunst und Alltag.