PROJEKT 2017/18 –Bekenntnisse. – TEILPROJEKTE

»Konversion als Bekenntnis: zur Bedeutung und Ausgestaltung von Religionswechseln« (Arbeitstitel)

Religiöse Konversion und Bekenntnis zusammenzudenken, folgt einer gewissen Logik: Der Entschluss zum Religionswechsel gilt gemeinhin als Zäsur, als Moment des lebensweltlichen Übergangs und der Verschiebung, der nach Außen wie nach Innen explizit angezeigt – bekannt – werden soll. Konversionsprozesse und damit verbunden der jeweilige »Akt des Bekennens« können jedoch sehr unterschiedlich verlaufen – abhängig von den formalen und strukturellen Vorgaben der jeweiligen Religion und ihrer Institutionen, von den gesellschaftlichen Entwicklungen und von den individuellen Konversionsgeschichten derjenigen, die sich aus verschiedenen Motiven zu einem Religionswechsel entschließen.

Das Teilprojekt geht der Frage nach, welche Bedeutung Bekenntnisse bei Religionswechseln einnehmen und wie diese aus welchen Gründen in unterschiedlichen kulturellen, sozialen und politischen Kontexten ausgestaltet sind. Aus Sicht vieler Religionsgemeinschaften stellen Konversionen immer noch den Ernst- oder Störfall, eine Irritation dar: Durch den Religionswechsel, so eine gängige Interpretation, werde das Gefüge religiöser Orientierung und sozialer Strukturen in Zweifel gezogen, zugleich werden Fragen von Macht und Bestandserhalt berührt. Zwar gelten Konversionen heute im europäischen Kontext als freie Entscheidung der Individuen; sie verlaufen jedoch keineswegs nur konfliktfrei. Inwiefern kann etwa die performative Praxis des Bekennens in Form verschiedener Rituale und Narrationen als Zeichen oder Versuch der (Wieder-)Herstellung oder Stabilisierung religiöser, aber auch sozialer und kultureller Ordnung gedeutet werden?

Das Teilprojekt ist ethnografisch und vergleichend angelegt, um die komplexen interreligiösen und kollektiven Zwischenräume, die beim Ein-, Aus- und Übertreten von einer beziehungsweise zu einer Religionsgemeinschaft entstehen und sowohl die/den Einzelne/n als auch Gemeinschaften betreffen, beleuchten zu können. Das bedeutet, anhand exemplarischer Fallbeispiele wird analysiert, welche Rolle die ex- und impliziten Formen und Formeln des Bekennens bei der Konversion einnehmen und welche Sinn- und Bedeutungszuschreibungen, welche Wahrnehmungen und Bewertungen die verschiedenen Akteurinnen und Akteure diesen beimessen.

 

Kontakt

Forschungsprojekt »Bekenntnisse«
c/o
Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie
Universität Hamburg
Edmund-Siemers-Allee 1 (West)
20146 Hamburg