PROJEKT 2015/16 – (un)sichtbar machen. – TEILPROJEKTE

Die Enttarnung des Verborgenen. Sichtbarwerdung als konstitutives Element in der Hochstapelei

Fälle von Hochstapelei rücken in unterschiedlichen Formen immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Enttarnung »falscher« Ärzte, Piloten oder Finanzberater löst Diskussionen über Professionalisierung und Qualifikationsbelege aus; die Aufdeckung von Plagiaten und gefälschten Studien stößt Auseinandersetzungen über die Sicherung von wissenschaftlichen Standards an. Doch gleichzeitig stellen aktuelle populärwissenschaftliche Ratgeber, Sachbücher und Zeitschriftenbeiträge fest, dass Akteurinnen in der modernen Wirtschafts- und Sozialwelt des 21. Jahrhunderts zum bluffen, blenden und hochstapeln geradezu genötigt werden.

Das Teilprojekt beschäftigt sich aus volkskundlich-kulturanthropologischer Perspektive mit der Hochstapelei als kultureller Praxis und Phänomen, für die Prozesse und Praktiken des Ver- und Enthüllens, des sichtbar- und unsichtbar Machens – sowohl auf materieller wie auch auf sprachlich-immaterieller Ebene ‑ von zentraler Bedeutung sind. Anhand von Fallstudien aus dem 20. und 21. Jahrhundert wird Hochstapelei zum einen als konkretes Arrangement von Akteuren, Praktiken und Prozessen analysiert. Zum anderen erforscht das Projekt den gesellschaftlichen Diskurs über die Praxis des Täuschens, der Aufschlüsse über soziale Normen und deren Grauzonen, aber auch über kulturelle Konstruktionen wie Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu liefern verspricht. Besonderes Interesse gilt dabei Fragen nach dem Verhältnis von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit in der Hochstapelei, nach den eingesetzten Strategien zur Aufmerksamkeitssteuerung, und nach den daraus resultierenden Effekten. Nicht zuletzt wird aber auch die gegenwärtige Inanspruchnahme und Interpretation des Begriffs ›Hochstapeln‹ als Praxis der Alltagsbewältigung kritisch hinterfragt.

 

Kontakt

Inga Klein
inga.klein@uni-hamburg.de

»(un)sichtbar machen«
Forschungsprojekt Isa Lohmann-Siems Stiftung
c/o
Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie
Universität Hamburg
Edmund-Siemers-Allee 1, West
20146 Hamburg